EL BORJ, Marokko

Es ist Mittag in El Borj. Das kleine marokkanische Dorf, im Hohen Atlasgebirge scheint verlassen. Jeder ist in seinem Haus und sucht Schutz vor der heißen Julisonne. Die Frauen kochen, während die Männer sich ausruhen, bevor sie aufs Feld zurückkehren. Sogar die Kinder sind still.

Das einzige Geräusch kommt aus einem winzigen Raum neben der Moschee, wo Mohammed und seine Freunde sich vor dem Mittagessen treffen, um zu reden, selbstgebaute Instrumente zu spielen und ihre Sorgen zu besingen: Ein Mädchen zum Heiraten finden, ins Ausland gehen, um einen Job zu suchen.

"Lah Visa, Lah Passeport "(Kein Visa, Kein Reisepass)
"Tuhasht habib tino, ah ya madame" (Ich vermisse dich mein Freund, oh Lady)

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Mit selbst gemachten Instrumenten spielen Mohammed
und seine Freunde Musik in seinem zu Hause in El Borj

Mohammed muss auf seinen Ausweis schauen, um festzustellen, dass er gerade 18 geworden ist. Der Lauf der Zeit ist für die 300 Bewohner von El Borj und den anderen 53 ländlichen Kommunen in der Region Imilchil – dem Territorium des Berberstammes Ait Haddudou – nicht so wichtig. Für die meisten ist Wasserknappheit die größte Sorge.

Obwohl das Dorf nur 460 Kilometer von Marrokos Hauptstadt entfernt ist und die 33 Lehmhäuser direkt an einem kleinen Fluss liegen, gibt es keine Elektrizität, kein fließendes Wasser und kein Trinkwasser.

Im Winter schneit es, der Fluss steigt über die Ufer und schwemmt Schlamm an. Die Frauen sammeln das braune, schlammige Wasser in Plastikbehältern und warten, bis der Dreck sich am Boden absetzt, so dass ihre Familien trinken können. Im Sommer trocknet der Fluss aus und das wenige verbleibende Wasser wird auch noch verwendet, um die Felder zu bewässern, Wäsche zu waschen und zu baden.

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Frauen an der einziger Wasserstelle in El Borj

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Während eines Fußballspiels trinkt Mohammed schlammiges
Wasser aus einem fast ausgetrockneten Flußbett in El Borj

„Ich wünsche mir, dass mein Junge in El Borj bleibt und in meiner Nähe lebt, bis ich sterbe. Aber was kann ihm das Leben hier bieten. Und wenn er älter wird, muss er seine eigene Familie versorgen“, sagt Mohammeds Vater Lahcen. „Heutzutage sind Wasser und Elektrizität das halbe Leben und in unserem Dorf haben wir keins von beidem.“

Mohammed ist schon in großen Städten gewesen und er mag die Lebensweise dort nicht. Aber er mag einige Vorzüge der Stadt, die durch Elektrizität ermöglicht werden, zum Beispiel fernsehen und mal im Internet surfen.

Er hat das Meer in Casablanca und Rabat gesehen. Aber er hat nie davon geträumt, die spanische Küste zu erreichen, wie so viele andere jugendlichen Migranten aus Marokko, die jedes Jahr ertrinken.

Wenn El Borj fließendes Wasser hätte, würden weniger Leute über das Weggehen nachdenken. Mohammeds Vater zum Beispiel besitzt 21 Anteile Land und teilt 20 weitere mit anderen Dorfbewohnern. Wenn die Familie nicht so viel Zeit benötigen würde, um im Fluss zu waschen, zu baden oder Trinkwasser zu sammeln, hätte sie mehr Zeit für andere Dinge.

In den ersten Juliwochen haben die Dorfbewohner begonnen, an einem Wasserprojekt zu arbeiten, das von der Adrar Gesellschaft finanziert wird. Sie haben eine 20 Meter tiefe Grube gegraben und eine Pumpe installiert, die, von Sonnenkollektoren betrieben, das Wasser in ein Reservoir neben Mohammeds Haus pumpen wird.

Sogar zum Heiraten wäre Wasser gut.

„Wenn unser Dorf Wasser hätte, wäre das Leben hier angenehmer und mehr Frauen würden herkommen“, meint Mohammed.

Jetzt kann er von anderen Dingen träumen. Er möchte den Führerschein machen, damit er Waren von El Borj in andere Dörfer transportieren kann. Eines Tages wird er genug Geld verdienen, um heiraten zu können.

“Insh’Allah – So Gott will” sagt er.

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Mohammed in seinem Schlafraum, der auch die Küche
seiner Familie ist.

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